POSTSPILLION

Turbo 2000, Partie Phil Hill: Runde 1/4


Es ist sehr einsam an der Spitze. Diesen Eindruck gewannen auch die drei Spitzenrennställe Beetle, Chance2000 und Spooky, als sie ihre Boxen an der Rennstrecke von Suzuka bezogen. Gähnende Leere ringsum, ein kalter Novemberwind pfiff über die Tribünen, und ein streunender Hund schlich über den Asphalt. Hatten die drei Verwegenen sich im Termin geirrt? Oder waren wirklich alle anderen Rennställe in die schwäbische Metropole gezogen, wo das Rennen der Formel II zwar keine WM-Punkte, aber interessante Preisgelder versprach? Wie auch immer, die Dramatischen Drei schickten ihre Fahrer ins Zeittraining. Mit sportlichem Ehrgeiz kämpften die Verlorenen Fünf um die besten Startplätze -- als ob es bei fünf Teilnehmern einen schlechten Startplatz gäbe. Stuck und Scheckter, die beiden Chance2000-Piloten, rahmten mit dem ersten und dem fünften Startplatz ihre Kollegen Villeneuve, Fittipaldi (beide von Spooky) und Beetles Einzelkämpfer Schumacher ein. Beim Start nützte ``Striezel'' Stuck seine Chance (2000) und setzte sich ab, während Villeneuve, Fittipaldi und Schumacher, dem Herdentrieb folgend, zusammenblieben, um einander gelegentlich zu überholen. Scheckter zockelte gemütlich hinterdrein.

Schließlich war es Michael Schumacher, der die Geduld verlor und vorpreschte. Bald war Stuck einge- und überholt. Die beiden Spookies versuchten, noch ein paar Ausbremsprämien sicherzustellen, was auf der menschenleeren Piste nicht so einfach war. Folglich bremsten sie sich gegenseitig aus. Gemäß Stallorder lag Villeneuve zum Schluß vorne, was ihm wertvolle Weltmeisterschaftspunkte einbrachte. Doch am meisten freute sich Jodie Scheckter: Noch nie hat ein Fahrer mit so schlechtem Material so viele Punkte geholt.

Die Favoritenbildung in der Gesamtwertung ist klar erkennbar: Arrows und Milestone bauen ihren Vorsprung aus, und Girona konnte, wie erwartet, als einziger Reifenhersteller punkten. Auch das Fahrerlager hat nun einen klaren WM-Kandidaten: Michael Schumacher konnte sich aus dem Feld lösen und liegt nun 6 Punkte vor Jacques Villeneuve.

Deutlich mehr Gedränge als in Suzuka herrschte auf dem Lausitzring, wo das Fahrertraining stattfand, und auf der Stuttgarter Solitude. Jack Brabham war es, der auf letzterer Strecke dank überlegener Ausrüstung die optimale Taktik fand und sich vom vierten Startplatz aus souverän an die Spitze setzte. Mit großem Vorsprung auf Bernd Rosemeyer gewann der Brumm2000-Pilot die Formel II.



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Reinhard Schön, 1. Dezember 2000