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Turbo 2000, Partie Phil Hill: Runde 1/6 |
Obwohl Schumacher unbestritten den 1. Platz der Fahrer-WM bereits sicher hatte, wurde das Ende der Saison in Estoril mit Spannung erwartet, gab es doch noch eine Reihe von Fahrern, die in die Ränge 2-6 hineinkommen konnten.
Ebenfalls spannend war natürlich der Qualifikationspoker. Wieviel Teilnehmer würden sich um 12 Startplätze prügeln? Ist mit Altkomponenten in der Formel I zu rechnen, wenn doch die Formel II viel lukrativer für die hinteren Ränge ausgelegt ist? Oder, besteht etwa wie beim Großen Preis von Japan die Möglichkeit, daß sich zu wenige melden, um selbst die Punkteränge zu füllen?
Fisichella scheint es von Beginn an geahnt zu haben, daß die Zahl der Startplätze ausreichend ist, um mit einem Punkt in der Qualifikation souverän den 12. und letzten Platz zu belegen. Bescheiden war ebenfalls Wurz, dessen Arrows-Wagen mit einem ausgemergeltem Turbo-M2 völlig untermotorisiert war und der sich ganz auf die Qualifikation (30 Punkte) konzentrierte und den Motor im Rest des Rennens so sehr schonte, daß er durchhielt und dank der dafür aufgewendeten Wartung auch noch für Überraschungen in der neuen Saison gut sein kann.
Etwas ernster wurde die Qualifikation von den übrigen Teilnehmern genommen. So waren für den 10. Startplatz schon 60 Punkte notwendig (Coulthard), 94 Punkte für den 6. Startplatz (Alesi) und die Pole-Position wurde mit 133 Punkten von Stuck errungen, ganz knapp vor Zonta mit 132 Punkten.
Das eigentliche Rennen begann mit einem großen Knall, als der Milestone-M7 von Fisichella sich in seine Einzelbestandteile auflöste. Die auf den drei vorderen Startplätzen befindlichen Fahrer Stuck, Zonta und Scheckter veranlaßte das offenbar sogleich zu einer vorsichtigeren Fahrweise, die dazu führte, daß beide umgehend von den nachfolgenden Fahrern Schumacher, Fittipaldi, Villeneuve, Alesi und Coulthard überholt wurden. Prost und Salo zogen ebenfalls an Scheckter vorbei, blieben dann jedoch hinter Zonta, während Wurz sich hinten auf die Schonung seines Turbo-M2 konzentrierte.
Spannend blieb das Duell zwischen Schumacher und Fittipaldi bis zum Schluß. Vielleicht war Fittipaldi etwas motivierter als Schumacher, dem der 1. Platz der Fahrer-WM schon sicher war, so daß es Fittipaldi noch zum Ende gelang, ganz knapp an Schumacher vorbeizuziehen. Auch Coulthard schaffte es, Alesi zu überholen, scheiterte jedoch an Villeneuve, der sich mit dem 3. Platz im Rennen seinen 2. Platz in der Fahrer-WM sicherte. Enttäuscht war sicherlich Stuck, der hinter Alesi nur den 6. Platz erreichte und damit den wohl schon sicher geglaubten 3. Platz in der Fahrer-WM an Fittipaldi abgab. Ebenfalls enttäuscht war wohl Prost, dem es auf dem undankbaren 7. Platz nicht gelang, für X bei der Hersteller-WM für Reifen zu punkten.
Das Rennen wurde insgesamt von den beiden Rennställen Beetle und Spooky dominiert. Beide hatten jeweils 3 Rennmeldungen in der Formel I und brachten jeweils 2 Fahrer in die Punkteränge. Nach einer für beide außerordentlich erfolgreichen ersten Saison führt Beetle in der Gesamtzahl der WM-Punkte (mit 34) und Spooky liegt (hinter Girona) auf dem 3. Platz mit 31 WM-Punkten.
Von der Turbo-Ära konnte bei diesem Rennen Abschied genommen werden, da unter den ersten 6 Plätzen keine einzige Turbo-Komponente mehr vertreten war. Bei den Wagen waren Arrows und FTL vertreten, wobei sich die FTL-W12 nicht gegen die Arrows-W11 durchsetzen konnten, so daß es (nach Turbo) bei der Führung durch Arrows vor FTL verblieb. BavariaBMW kann sich angesichts des technischen Stands von 10 über die beiden Punkte glücklich schätzen.
Bei den Motoren, deren Hersteller bis kürzlich offenbar kein gesteigertes Interesse am technischen Fortschritt zeigten, dominierten Milestone und Schluderia. An der Führung (nach Turbo) von Milestone konnte sich nichts mehr ändern. Bei den Reifen blieb (hinter Turbo) Girona der einzige Hersteller in den Rängen, nachdem der letzte Versuch von X gescheitert war, ebenfalls noch reinzurutschen. Dies ist insbesondere enttäuschend für Spirituoso, der es mit seinem Turbo-W3 als einzigem zur Verfügung stehenden Wagen erst gar nicht versuchte, das Schicksal in der Formel I selbst in die Hand zu nehmen.
Bei den Herstellen führt bei dem WM-Punkten Girona (32), gefolgt von Arrows (30), Milestone (27) und FTL (21). Eine klare Trennung zwischen fahrenden und herstellenden Rennställen gibt es jedoch nicht, haben sich doch auch Hersteller für die 2. Saison gut gerüstet: Arrows (4 Fahrer), FTL (3 Fahrer), Girona (4 Fahrer), Milestone (5 Fahrer). Mit insgesamt 31 Fahrern unter Vertrag dürfte die neue Saison spannend werden.